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Photo: Salzgitter AG
09.07.2021

Wie Salzgitter Flachstahl den Inventuraufwand deutlich minimiert

Stichprobeninventur von REMIRA in der Stahlproduktion

Über 4 Mio. Tonnen Rohstahl pro Jahr: Salzgitter Flachstahl erzeugt als größte Stahltochter in der Salzgitter Gruppe in einem integrierten Hüttenwerk Warmbreit-band, Bandstahl, Bandblech, Kaltfeinblech und oberflächenveredelte Produkte. Bis 2012 führte das Unternehmen für ihre fertigen und unfertigen Erzeugnisse Vollinventuren durch – ein unvorstellbarer Aufwand und eine große Heraus-forderung, zumal das Hüttenwerk an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr produziert. 2012 ersetzte Salzgitter Flachstahl die Vollinventur durch das Stichprobeninventur-system REMIRA STATCONTROL – und das mit großem Erfolg.

Vor Einführung der Stichprobeninventur waren jedes Jahr sieben Vollinventuren nötig, um die Erzeugnisse von mehreren hunderttausend Tonnen mit einem größeren dreistelligen Millionenbetrag (Bilanzwert IFRS) und vielen zehntausend Einzelstücken zu erfassen. Ingo Gunkel ist seit rund 30 Jahren bei Salzgitter Flachstahl im Controlling tätig und war mitverantwortlich für die Umstellung auf das Hochrechenverfahren der Stichprobeninventur-Software REMIRA STATCONTROL.

„Die früheren Inventuren haben einen unglaublich hohen Personal- und Zeitaufwand verursacht, zudem waren Einschränkungen in der Produktion möglich. Die gesamte Hardware und auch die Funkstrecken waren völlig veraltet und hätten erneuert werden müssen. Unsere damaligen Wirtschaftsprüfer von der PwC haben nach einiger Zeit der Vorbereitung die Freigabe für Stichprobeninventuren erteilt. Über die Kontakte der PwC sind wir dann auf REMIRA STATCONTROL gekommen“, erklärt Gunkel.

Salzgitter Flachstahl setzt für die Herstellung hochwertiger Stahlprodukte auf moderne Fertigungstechnologien zur Stahlerzeugung und Weiterverarbeitung. Zum Herstellungsprogramm gehören Zieh-, Tiefzieh- und Sondertiefziehstähle, Bau- und Feinkornstähle sowie hoch- und höchstfeste Stähle.

Die wichtigsten Abnehmer der Flachprodukte sind Fahrzeughersteller sowie deren Zulieferer, Röhren-/ Großröhrenhersteller, Kaltwalzer und die Bauindustrie. Die Besonderheit des Unternehmens ist der durchlaufende Betrieb, wodurch im Grunde keine Unterbrechungen für Zählungen möglich sind. Im vollintegrierten Hüttenwerk ist die gesamte Produktionskette von der Basismetallurgie bis hin zu oberflächen-veredelten Feinblechen zu finden.

„Beschaffungsseitig haben wir einen hohen Bedarf an Rohstoffen, im wesentlichen Kokereikohle, Erze, Hochofenkoks und Schrott. Eine zusätzliche Herausforderung sind die stark volatilen Beschaffungspreise. Absatzseitig haben wir unsere Kunden just im time zu beliefern, es liegen bei uns also immer große Mengen an Rohstoffen und Erzeugnissen auf Lager“, beschreibt Ingo Gunkel die Gegebenheiten im Unternehmen.

Die Stichprobeninventur mit REMIRA STATCONTROL nutzt gesetzlich zulässige und testierte Verfahren der Statistik, um Vollinventuren durch sicherere und zugleich kostengünstigere Stichprobenverfahren zu senken. STATCONTROL wurde von Wirtschaftsprüfern in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesondert testiert und ist in diesen Ländern als Alternative für Vollinventuren zugelassen.

Voraussetzungen für den Einsatz sind eine hohe Bestandsqualität sowie eine zuverlässige Lagerbuchführung. STATCONTROL überzeugte die Verantwortlichen durch eine einfache Handhabung und die Reduzierung des Zählaufwandes bei den Erzeugnissen auf ein Minimum. Bereits kurz nach der Einführung konnten dabei rund 450 Manntage pro Jahr eingespart werden. Mit dem Hochrechenverfahren der

Software wurden die Stichprobeninventuren von nun an nach Produktgruppen durchgeführt. Aus sieben Vollinventuren wurden so vier Stichproben mit jeweils 30 Stücken, Einschränkungen in der Produktion werden seitdem vollständig vermieden. Ingo Gunkel sieht darin insbesondere zwei große Vorteile: Die extreme Zeitersparnis sowie den wesentlich niedrigeren Aufwand. Doch auch die Dokumentation und Aufbereitung der Inventurdaten erfolgte von nun an viel detaillierter, die aufzu-nehmenden Stücke werden unter anderem fotografiert.

„Den Wirtschaftsprüfern, die mittlerweile von EY kommen, wird jedes einzelne Stück gezeigt. Es erfolgt eine vollständige Überleitung von der SAP-Bilanz, Vorratskonten des jeweiligen Produktes, zu den dazugehörigen Materialien mit den Mengen und Einzelstücken, den SAP-Chargen. Zukünftig entfallen eventuell sogar die Inaugen-scheinnahme vor Ort und das Fotografieren. Die meisten Lagerplätze sind mittler-weile visualisiert und können über Lagerverwaltungssysteme angeschaut werden“, erklärt Gunkel.

Allein die Einsparung an Arbeitstagen beträgt mittlerweile deutlich über 500 Manntage pro Jahr, zudem kann die neu gewonnene Zeit für wichtige Prozesse innerhalb der Erzeugnisse genutzt werden, z.B. für gezielte Auswertungen in den Fachbereichen und die Reduzierung der Liegedauer (Langlieger).

Die Bestandssicherheit bei Salzgitter Flachstahl im SAP/ERP ist mittlerweile bei 100%. Es darf keine Abweichungen oder Differenzen geben, denn im Unternehmen sind keine Inventurdifferenzbuchungen zulässig. Die Einzelstückverfolgung erfolgt mithilfe von Materialverfolgungssystemen und Lagerverwaltungssystemen. Die Kommunikation zum führenden SAP/ERP erfolgt mit Schnittstellen in Realtime.

„Als Unternehmen der Stahlindustrie haben wir einen hohen jährlichen Instand-haltungsaufwand. Hierzu gehört auch eine intensive Lagerhaltung an Ersatzteilen und Spezial-Reserveteilen. In der Vergangenheit haben wir im Drei-Jahres-Turnus Stichproben-inventuren mit SAP/ERP Standard durchgeführt. Seit 2016  haben wir für diese Lager auch die Freigabe unserer Wirtschaftsprüfer für Stichproben mit STATCONTROL. Auch hier beträgt die Zeitersparnis mindestens 300 Manntage“, sagt Gunkel, der mit der langjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit mit REMIRA STATCONTROL sehr zufrieden ist.

Durch kontinuierliche Weiterentwicklung der Inventur in Organisation und Technik wird Salzgitter Flachstahl in Zukunft sicher noch weitere Einsparungen verbuchen können.

(Quelle: REMIRA Group GmbH)

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