News Statement
„Warum sollen neue Einfuhrbeschränkungen initiiert werden, während hiesige Stahlverarbeiter händeringend um Material kämpfen“, fragt IBU-Geschäftsführer Bernhard Jakobs - Photo: Industrieverband Blechumformung (IBU)
17.02.2021

Verlängerung der Safeguards auf Stahl nicht WTO-konform

IBU und FVK erheben Einspruch: Voraussetzungen fehlen – keine Importwelle in Sicht – Stahlverarbeiter leiden

"Eine Verlängerung der Safeguards auf Stahl wäre nicht WTO-konform.“

Mit klaren Worten reagieren der Industrieverband Blechumformung (IBU) und die Fachvereinigung Kaltwalzwerke e. V. (FVK) auf den Vorstoß von zwölf europäischen Wirtschaftsministerien – darunter auch Deutschland –, die im Juni auslaufenden Schutzmaßnahmen fortzuführen. Die Verbände monieren beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fehlende Voraussetzungen: Eine Importwelle Richtung Europa ist nicht in Sicht und die Nachfrage weltweit höher als das Angebot. Verarbeitende Unternehmen leider unter Stahlmangel und Höchstpreisen.

„Warum sollen neue Einfuhrbeschränkungen initiiert werden, während hiesige Stahlverarbeiter händeringend um Material kämpfen?“, fragt IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.

WTO-konforme Safeguards für den Stahlimport sollen zollbedingte Umlenkungen Richtung Europa verhindern. Die sind aber nirgendwo erkennbar: Rund um den Globus ist Stahl knapp. Entsprechend verwundert reagieren die Fachverbände auf Einschätzungen der Politiker, überschüssige Stahlbestände würden den europäischen Markt bedrohen.

„Der Welthandel ist auf niedrigstem Stand, schon wegen geringerer China-Exporte. Es gibt keine importbedingte ‚Bedrohung‘ der EU“, unterstreicht Martin Kunkel, Geschäftsführer der FVK.

In einem Schreiben widersprechen die Verbände daher dem Wirtschaftsministerium, das offensichtlich Voraussetzungen für eine Überprüfung und Verlängerung der Safeguards sieht.

Die Fachverbände fordern eine objektive Bestandsaufnahme der Stahlmarktsituation – in Deutschland, in der EU und weltweit. Und eine strikte Orientierung an rechtlichen WTO-Kriterien. Zugleich erwarten sie, „dass politische Entscheidungen die Interessen von Stahlproduzenten und verarbeitenden Unternehmen gleichberechtigt berücksichtigen“.

Eine Verlängerung der Safeguards würde nur die gute Marktposition der Stahlindustrie untermauern. Von der Pandemie hat sich die Nachfrage längst erholt. Laut Statistischem Bundesamt erreicht sie das Niveau von Januar 2020 – ein Toplevel der letzten drei Jahre. Und die Preise sind auf historischem Höhenflug.

Opfer sind die, die Stahl brauchen – oftmals mittelständische Zulieferer. Eine IBU-Umfrage belegt, dass ihre Mitglieder nicht nur unter den Kosten, sondern auch unter monatelangen Lieferzeiten, Verzögerungen und Mengenkürzungen leiden. Ihre eigene Lieferfähigkeit ist bereits gefährdet. Schutz- und neue Antidumping-Maßnahmen gegen Einfuhren aus der Türkei und Russland belasten die Versorgungslage zusätzlich und schwächen die Abnehmer.

IBU und FVK sind auf Basis der Faktenlage „sehr besorgt.“ Sie sehen den Versuch, EU-Herstellern Marktanteile zu sichern und die Safeguards – 2018 aufgrund der US-Stahlzölle eingeführt – umzudeuten. Ziel war ein temporärer Schutz, um der EU-Industrie eine Anpassung an geänderte Umstände zu ermöglichen. Nun könnte die Maßnahme zur dauerhaften aktiven Begrenzung von Importen mutieren.

Dazu Martin Kunkel: „Die politisch gewünschte Unterstützung der europäischen Stahlindustrie vergisst die Belange der stahlverarbeitenden Unternehmen. In Deutschland sind das rund 500.000 Arbeitsplätze – gegenüber rund 95.000 in der Stahlproduktion. Dagegen wehren wir uns.“

(Quelle: Industrieverband Blechumformung e.V. / Fachvereinigung Kaltwalzwerke e. V.)

 

„Es gibt keine importbedingte ‚Bedrohung‘ der EU“, unterstreicht Martin Kunkel, Geschäftsführer der FVK - Photo: Industrieverband Blechumformung (IBU)
Photo: Industrieverband Blechumformung (IBU)

Schlagworte

Fachvereinigung Kaltwalzwerke e. V.IBUWTO

Verwandte Artikel

thyssenkrupp Steel auf der Tube 2024 in Düsseldorf: Ob Mangan-Bor-Stähle für Präzisionsstahlrohre für den automobilen Leichtbau oder warmgewalzte Stähle für langlebige und robuste Leitungsrohre für den Wasser-, Öl-, Gas- und Wasserstoff-Transport – das gesamte Gütenportfolio ist auch als bluemint® Steel erhältlich, dem CO2-reduzierten Stahl von thyssenkrupp Steel.
10.04.2024

thyssenkrupp Steel zeigt Stähle für die Rohrindustrie

Vom 15. bis 19. April begrüßt thyssenkrupp die Besucherinnen und Besucher in Halle 3, Stand 3C28. Die Geschäftsbereiche Materials Services und Steel präsentieren ihre inn...

Antrieb Automobil CO2 Direktreduktion Duisburg Emissionen Essen EU Flachstahl Hochofen IBU Inbetriebnahme Industrie ING Klima Klimaschutz Konstruktion Leichtbau Lieferung Messe Messung Produktion Produktionsprozess Profile Rohre Schrott Schwefel Service Stahl Stahlrohre Transformation Transport Tube Wasserstoff
Mehr erfahren
02.04.2024

Peiner Träger setzt auf KAMAG IHT

Für Industriehubtransporter von TII KAMAG sprechen die innovative Technologie, die Leistungsfähigkeit und Robustheit.

Entwicklung EU IBU Industrie Instandhaltung Logistik Optimierung Partnerschaft Salzgitter Salzgitter AG Schulung Service Stahl Stahlwerk Technik Transport Unternehmen USA Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Hochofen 5 Rogesa, Dillinger Hüttenwerke. Die Technik wird schrittweise abgelöst.
02.04.2024

SHS beginnt Ausschreibung der Wasserstoffversorgung

Die SHS - Stahl-Holding-Saar (SHS) gibt den offiziellen Start eines geschlossenen Ausschreibungsverfahrens zur Beschaffung von bis zu 50.000 t lokal produziertem grünem W...

Anlagen CO2 Dekarbonisierung Dillinger Direktreduktion Elektrolichtbogenofen Emissionen Essen EU Gesellschaft IBU Inbetriebnahme Industrie ING Klima Lichtbogenofen Produktion Roheisen Saarland Saarstahl Saarstahl AG Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlunternehmen Transformation Unternehmen Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Shougang Qianan hat sich für Primetals Technologies entschieden, um sein Warmbandwerk in Qianan, Provinz Hebei, China, umfassend zu automatisieren
02.04.2024

Primetals modernisiert Warmbandwerk in China

Der chinesische Stahlproduzent Shougang Qianan hat Primetals Technologies mit der Modernisierung des Automatisierungssysteme in seinem Warmbandwerk in Qianan, Provinz Heb...

Anlagen Automatisierung Automobil Blech Bleche China Entwicklung EU Gesellschaft IBU Industrie ING Modernisierung Produktion Produktionsprozess Prozessautomatisierung Stahl TEMA Temperatur Walzen Warmband
Mehr erfahren
28.03.2024

Wie sieht die Zukunft der Blechumformer aus?

Blechumformer aus ganz Deutschland trafen sich kürzlich im niedersächsischen Dötlingen. Anlass waren die diesjährigen Mitgliedertage des Industrieverbands Blechumformung...

Automobil Blech Brenner China Deutschland DSV EU Globalisierung IBU Indien Industrie ING Produktion Schweden TEMA Transformation Umformung Unternehmen Wettbewerb Zahlen
Mehr erfahren