Wirtschaft News
Mit einem Brandbrief gehen vier Industrieverbände auf Hauptkundengruppen in der Automobilindustrie zu. IMU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs beschreibt die Lage als „hochgefährlich“ für die mittelständische Zulieferstruktur. - Photo: Industrieverband Blechumformung (IBU)
15.10.2021

Produktionsstilllegungen, Marktturbulenzen, Mehrkosten

„Geballte Probleme erfordern Schulterschluss zwischen Automobilindustrie und Zulieferern“

Material verteuert, Teile werden nicht abgenommen, Energiepreise steigen. Die Lieferkette der Automobilindustrie steht vor dem Kollaps.

„Zerstörerische Markthemmnisse, chipmangelbedingte Produktionsstopps und drastisch gestiegene Energiekosten werden für Zulieferer zum ruinösen Mix. Und gefährden den Standort Deutschland“, so IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.

Mit einem Brandbrief gehen vier Industrieverbände gemeinsam auf Hauptkundengruppen in der Automobilindustrie zu. Verfasser sind der Industrieverband Blechumformung e.V. (IBU), der Industrieverband Massivumformung e.V. (IMU), der Deutsche Schraubenverband e.V. (DSV) und der Verband der Deutschen Federnindustrie e.V. (VDFI).

Bernhard Jacobs beschreibt die Lage als „hochgefährlich“ für die mittelständische Zulieferstruktur. „Da Verantwortliche schwer auszumachen sind, plädieren wir für den Schulterschluss zwischen OEMs und Zulieferern. Vom Staat fordern wir zudem eine Energiekostenbegrenzung, da hohe Preise die Krise zusätzlich befeuern.“

Die Branchenverbände lenken den Blick der Automobilhersteller auf den Erhalt der Lieferketten: „Wir brauchen von unseren Auftraggebern verlässliche Produktionszahlen und Abrufplanungen. “ Ihren Mitgliedern empfehlen sie, Kunden in die Pflicht zu nehmen: „Sie sollten nur noch dann Vormaterial bestellen, wenn die Abnahme der Teile definitiv zugesichert ist.“

Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) hat dafür die Rechtsverbindlichkeit von Lieferabrufen nochmals juristisch bewertet und den Mitgliedsunternehmen zur Verfügung gestellt.

Chipmangel zwingt Automobilhersteller zu Produktionseinschränkungen: Opel Eisenach schließt bis Jahresende, VW pausiert in Wolfsburg bis Mitte Oktober. Systemlieferanten – wie ZF Getriebe – gehen bis mindestens Ende 2022 von einer angespannten Halbleiterversorgung aus. Bei Zulieferern verursacht dies laut DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck über 30-prozentige Umsatzeinbrüche, verbunden mit Liquiditätsengpässen durch verschobene und nicht abgenommene Fertigware.

Er appelliert an OEMs, das Chiprisiko nicht abzuwälzen: „Auch wenn Hersteller teilweise nicht wissen, wann sie welche Mengen von Elektronikbauteilen bekommen: Sie haben eine vertragliche Verpflichtung gegenüber ihren Zulieferern. Gefragt sind Lösungen, die deren Probleme abfedern. Die gute Ergebnislage der OEMs lässt das sicherlich zu.“

Den Staat rufen die Branchenverbände auf, nicht krisenverschärfend zu agieren.

„Unsere steuergetriebenen Energiepreise belasten die Industrie in unzumutbarer Weise. Insbesondere im internationalen Wettbewerb“, unterstreicht Wolfgang Hermann, Geschäftsführer des VDFI. IMU-Geschäftsführer Tobias Hain ergänzt: „Frankreich reagiert auf die aktuelle Lage mit einem Energiedeckel zum Schutz der Industrie, Deutschland erhöht dagegen die Preise.“ Den Zeitpunkt für CO2-Abgaben und EEG-Umlageerhöhungen halten die Branchenvertreter für „absolut falsch“.

Die mittelständische Wirtschaft stehe vor gewaltigen Herausforderungen, für die Transformation müssen Investitionsreserven erwirtschaftet werden.

„Wer die Zulieferer jetzt alleinlässt, gefährdet den Standort Deutschland“, betonen IBU, IMU, DSV und VDFI.

(Quelle: Industrieverband Blechumformung e.V. (IBU), der Industrieverband Massivumformung e.V. (IMU), der Deutsche Schraubenverband e.V. (DSV) und der Verband der Deutschen Federnindustrie e.V. (VDFI))

Schlagworte

AutomobilBlechBundCO2DeutschlandDSVEnergieErgebnisEUFrankreichGetriebeIBUIMUIndustrieIndustrieverband BlechumformungIndustrieverband Massivumformung e.V.INGInvestitionLieferkettenMassivumformungMetallverarbeitungStahlTransformationUmformungUnternehmenVDFIVWWettbewerbWirtschaftWSMZahlen

Verwandte Artikel

Zink aus Kokkola von Boliden
30.04.2024

Niedax setzt in der Produktion auf CO₂-reduziertes Zink

Ab diesem Jahr wird die Niedax Group erstmals „Low-Carbon Zinc“ der Firma Boliden in der eigenen Feuerverzinkerei am Standort St. Katharinen (Rheinland-Pfalz) einsetzen.

ABB Anlagen CO2 Emissionen Energie EU Gesellschaft Industrie ING KI Klima Klimaschutz Produktion Rohstoffe Unternehmen USA Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Grafik der SALCOS-Direktreduktionsanlage. Im Hintergrund das Stahlwerk der Salzgitter AG.
29.04.2024

Steuler mauert DR-Anlage bei SALCOS feuerfest aus

Steuler hat den Auftrag für die komplette feuerfeste Ausmauerung der DR-Anlage im Rahmen von SALCOS erhalten. Die Gruppe hat sich bereits vor Jahren als Technologiepartne...

Anlagen CO2 Dekarbonisierung Direktreduktion Emissionen Erdgas EU IMU Industrie ING KI Klima Produktion Roheisen Salzgitter Salzgitter AG Stahl Stahlherstellung Stahlindustrie Stahlproduktion Temperatur Transformation Wasserstoff Wasserstoffbasiert Werkstoff Werkstoffe
Mehr erfahren
26.04.2024

Tatas Service Center ist CO₂-neutral für Scope 1 und 2

Tata Steel Nederlands Service Center in Gelsenkirchen hat CO₂-Neutralität in seinen Produktionsprozessen für Scope-1- und Scope-2-Emissionen erreicht.

Automobil Bauindustrie Blech Bleche Bund Coils Deutschland Emissionen Energie Essen EU IJmuiden Industrie ING KI Kreislaufwirtschaft Nachhaltigkeit Niederlande Produktion Produktionsprozess Profile Rohre Service Stahl Stahlcoil Stahlunternehmen Tata Steel Transport Umwelt Unternehmen Wirtschaft Zertifikat
Mehr erfahren
26.04.2024

EPCG erwirbt 20 Prozent am Stahlgeschäft von thyssenkrupp

Die thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group a.s. (fortlaufend EPCG) haben sich am 26.04.2024 auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von thyssenkrupp geeinigt.

Anlagen Anlagen Aufsichtsrat Aufsichtsrat Bramme Bramme Bund Bund CO2 CO2 CO2-neutral CO2-neutral Dekarbonisierung Dekarbonisierung Deutschland Deutschland Direktreduktion Direktreduktion DSV DSV Duisburg Duisburg Energie Energie Erdgas Erdgas Essen Essen EU EU Gesellschaft Gesellschaft Handel Handel Industrie ING ING Investition Investition Joint-Venture Joint-Venture Klima Klima Klimaschutz Klimaschutz Kooperation Kooperation Marktbedingungen Marktbedingungen Partnerschaft Partnerschaft Produktion Produktion Projektmanagement Projektmanagement Rohstoffe Rohstoffe Schmelze Schmelze Stahl Stahl Stahlindustrie Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlproduktion Stahlunternehmen Stahlunternehmen Thyssenkrupp AG Thyssenkrupp AG Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe Transformation Transformation Transformationsprozess Transformationsprozess Unternehmen Unternehmen USA USA Vereinbarung Vereinbarung Wasserstoff Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wasserstoffbasiert Werkstoff Werkstoff Wettbewerb Wettbewerb Wirtschaft Wirtschaft
Mehr erfahren
Ruhr Tech Campus
25.04.2024

thyssenkrupp Schulte reagiert auf Marktentwicklungen

Das Werkstoffhandelsunternehmen thyssenkrupp Schulte führt eine strategische Neuausrichtung seines Geschäftsmodells durch, um seine Marktposition zu festigen und weiter a...

Anpassung Deutschland Edelstahl Entwicklung Essen EU Flachprodukte Handel Industrie ING Marktbedingungen Profile Rohre Service Stahl Strategie Thyssenkrupp Materials Services Transformation Unternehmen Werkstoff Werkstoffe Werkstoffhandel Wirtschaft
Mehr erfahren