Unternehmen
thyssenkrupp hat die sofortige Umsetzung der Stahlstrategie 20-30 beschlossen - Foto: thyssenkrupp
25.03.2020

thyssenkrupp: Stahlstrategie 20-30 erfordert Stellenabbau

Einigung mit der IG Metall zur Umsetzung der Stahlstrategie

thyssenkrupp hat die sofortige Umsetzung der "Stahlstrategie 20-30" beschlossen. Ziel ist die Technologieführerschaft bei wettbewerbsfähigen Kosten. Zusätzliche Investitionen zur Optimierung des Produktionsnetzwerks und zur Ausrichtung auf Wachstumsmärkte sind geplant. Gleichzeitig sollen Kosten gesenkt und 3.000 Stellen abgebaut werden – betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen jedoch vermeiden. Ein Sofortpaket zur Corona-Krise wurde ebenfalls vereinbart.

Die Voraussetzungen für die Umsetzung der Stahlstrategie sind geschaffen. Bereits vor Einigung auf den Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl 20-30“ haben thyssenkrupp und IG Metall gemeinsam eine Gesamtbetriebsvereinbarung mit Sozialplan und Interessenausgleich erarbeitet. Ab dem 1. April wird unmittelbar mit der Restrukturierung begonnen. Dazu gehört die Umsetzung eines neuen, deutlich schlankeren Funktionskonzepts in der Verwaltung. Auch die ersten Investitionen in Neuanlagen sollen noch in diesem Jahr veranlasst werden. Mit der Strategie reagiert thyssenkrupp auf die enormen Herausforderungen im Stahlbereich. Bereits im Dezember hat der Konzern das Ziel formuliert die Technologieführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen. Insbesondere ist dazu vorgesehen, mit Investitionen das Produktionsnetzwerk zu optimieren und die technologischen Fähigkeiten auszubauen. Voraussetzung für die geplanten Investitionen ist eine deutliche Senkung der Kosten. Neben einer deutlich abkühlenden Konjunktur und der Corona-Krise ist der Stahl seit vielen Jahren auch mit Überkapazitäten, stark schwankenden Rohstoffpreisen und einem hohen Importdruck konfrontiert. Mit der Umsetzung wird eine signifikante und nachhaltige Ergebnisverbesserung erwartet.

Eckpunkte Stellenabbau

Der erste Schritt der Umsetzung ist ein Abbau von bis zu 2.000 Stellen in den nächsten drei Jahren. Weitere etwa 1.000 Stellen sollen bis 2026 wegfallen. Geplant ist, den integrierten Produktionsstandort in Duisburg zu stärken und dazu einzelne Aggregate an anderen Standorten zu schließen. Von den insgesamt rd. 3.000 Stellen werden etwa 1.000 in der Verwaltung entfallen. 800 Stellen sind im Bereich Grobblech betroffen. Dort sieht thyssenkrupp keine Entwicklungsperspektive innerhalb der Unternehmensgruppe. Hinzu kommt ab 2022 beginnend der Abbau von weiteren rd. 1.200 Stellen durch die Optimierung des Produktionsnetzwerks. Der Stellenabbau ist fest verabredet und soll sozialverträglich erfolgen. Die Beschäftigungssicherung gilt bis zum 31. März 2026. Beide Seiten haben sich darüber hinaus klar zum hohen Stellenwert der Berufsausbildung im Stahlbereich bekannt. Die getroffenen Regelungen geben thyssenkrupp deutlich mehr Flexibilität, um Mitarbeitende auf andere Stellen zu versetzen. Im Zuge der Veränderung des Produktionsnetzwerks können Arbeitsplätze an andere Standorte verlagert werden.

Zusätzliche Investitionen von 800 Mio. € in sechs Jahren

Die Stahlstrategie sieht zudem einen zusätzlichen Investitionsrahmen von insgesamt ca. 800 Mio. € über sechs Jahre vor, der die bereits in der Planung enthaltenen jährlichen Investitionen von ca. 570 Mio. € ergänzt. Neben der Optimierung des Produktionsnetzwerks soll das Produktportfolio konsequent auf Zukunftsmärkte und profitable Stahlsorten ausgerichtet werden. Dazu zählen Mehrphasenstähle und Leichtbaustähle sowie Sorten mit hoher Oberflächenqualität. Außerdem wird die Produktion hochwertiger, nichtkornorientierter Elektrostähle gestärkt, die für die Elektromobilität essentiell werden. Der eingeschlagene Weg zur Entwicklung und dem Angebot klimaneutraler Stahlprodukte soll mit Hochdruck fortgesetzt werden.

Sofortpaket „Corona-Krise“

Derzeit führt die Corona-Pandemie zu einem drastischen Rückgang der Kundenabrufe und zu einer verschlechterten Auftragslage. thyssenkrupp wird daher auch im Stahlgeschäft kurzfristig Produktionsanpassungen vornehmen. Vor diesem Hintergrund haben sich thyssenkrupp und die IG Metall auch auf ein Sofortpaket „Corona-Krise“ geeinigt. Die Tarifparteien sind übereingekommen, dass in der aktuellen Situation einzelne Maßnahmen der Stahlstrategie 20-30 im Verlauf der Umsetzung regelmäßig überprüft werden. Dazu ist für die Dauer der Pandemie ein gemeinsames monatliches Monitoring der Situation zur Umsetzung der heute erzielten Einigung vereinbart.

Das Sofortpaket beinhaltet außerdem die Maßgabe an die Betriebe von thyssenkrupp Steel Europe, im Falle von Kurzarbeit eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 % vorzunehmen. Verabredet ist darüber hinaus die Umwandlung einer tariflich vereinbarten Sonderzahlung in freie Tage.

thyssenkrupp

Schlagworte

CoronaStahlhandelWirtschaft

Verwandte Artikel

27.03.2024

Ausschreibungsverfahren für regionale Wasserstoffversorgung gestartet

Die SHS - Stahl-Holding-Saar (SHS) gibt den offiziellen Start eines geschlossenen Ausschreibungsverfahrens zur Beschaffung von bis zu 50.000 t lokal produziertem grünem W...

Anlagen CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Dillinger Direktreduktion Elektrolichtbogenofen Emissionen Essen EU Gesellschaft IBU Inbetriebnahme Industrie ING Klima Lichtbogenofen Produktion Roheisen Saarland Saarstahl Saarstahl AG SHS Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlunternehmen Transformation Unternehmen Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
„Industriepolitik first!“ fordert die Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt“ unter dem Dach des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (Foto Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer)
26.03.2024

„Brüssel muss die Europäische Union wettbewerbsfähig machen“

Man stelle sich vor: Die Transformation ist weltweit Topthema, nur in Europa gibt es keine transformationsfähigen Unternehmen mehr. Weil fehlende Wettbewerbsfähigkeit sie...

Deutschland Energie EU EU-Kommission Industrie ING Innovation Klima Klimaschutz Metallverarbeitung Nachhaltigkeit Politik Produktion Stahl Strategie Transformation Umwelt Unternehmen Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. WSM
Mehr erfahren
25.03.2024

Rippel zum Mitglied im Sektorbeirat zur DB InfraGO AG berufen

Der Sektorbeirat zur DB InfraGO AG ist heute im Beisein von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen.

Bund DB InfraGO AG EU Finanzierung Industrie ING Klima Neubau Politik Sanierung Schienen Stahl Stahlindustrie Transport USA Wirtschaft WV Stahl
Mehr erfahren
Treffen des Zukunftskreises Stahl in Landshut
20.03.2024

Zukunftskreis Stahl tauscht sich zu digitalen Trends aus

Der Zukunftskreis Stahl ist ein Zusammenschluss der Jungunternehmern. Gastgeber des Treffens war der Stahlhändler Gerhard Mann GmbH & Co. KG. Rund 20 Teilnehmer trafen si...

Bund Draht EU Handel Industrie ING Kooperation Messe Nordwest Handel AG Partnerschaft Stahl Stahlhandel Tube Unternehmen USA Veranstaltung Wire
Mehr erfahren
Für die Erreichung der Klimaziele ist das Stahlschrottrecycling von großer Bedeuntung. In dem Bereich gilt es den Nachwuchs zu fördern.
20.03.2024

Verbände fördern Nachwuchs im Stahlrecycling

Die Global Recycling Foundation (GRF) und die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV) fokussieren auf Jungunternehmertum und Au...

Ausbildung BDSV Bund Deutschland DSV Emissionen EU ING Klima Klimaziel Klimaziele Nachwuchs Recycling Schrott Stahl TEMA Umwelt Unternehmen USA Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren